Wintertraum *Heimat?!*

Wintertraum *Heimat ?!*
Konzert der Stadtkapelle Kenzingen am 19. November 2022

Das diesjährige Konzert der Stadtkapelle Kenzingen wird durch das Thema Heimat?! in seiner musikalischen Ausprägung gestaltet und dadurch zu einem besonderen Erlebnis.

Hintergrund ist die Frage, was Heimat überhaupt ist oder für Menschen persönlich bedeutet oder bedeuten kann. Diese Frage stellte sich der Dirigent der Stadtkapelle, Dennis Droll, geprägt durch den persönlichen Kontakt, den er mit Menschen verschiedener Nationen und Kulturen (teils in Deutschland aufgewachsen, teils durch Migration oder Flucht nach Deutschland gekommen) im Beruf (Schule) und bei musikalischen Projekten erfahren hat.

Bereits im ersten Teil des Abends, den die Jugendkapelle unter der Leitung von Franz Schindler gestaltet, erleben die Zuhörerinnen und Zuhörer ein außergewöhnliches Highlight, welches das Thema Heimat in einer einzigartigen Komposition aufgreift.

Die Stadtkapelle Kenzingen hatte die Idee das Leben von Inge Auerbacher musikalisch zu würdigen. Es sollte ein Werk für sinfonisches Jugendblasorchester und Kinderchor mit solistischen Schwerpunkten, aber auch musikalischen Herausforderungen für das Gesamtorchester entstehen. Das Werk wird beim diesjährigen „Wintertraum“ der Stadtkapelle Kenzingen durch das Jugendorchester uraufgeführt; unterstützt vom gemischten Kinderchor der ortsansässigen „Grundschule an der Kleinen Elz“.

Inge Auerbacher, geboren1934 in Kippenheim, war das einzige Kind einer strenggläubigen jüdischen Familie. Sie war sieben Jahre alt, als sie im August 1942 zusammen mit ihren Eltern in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurde. Im Mai 1946 konnte die Familie in die Vereinigten Staaten auswandern und in New York eine neue Heimat finden.

Frau Auerbacher ist unter anderem Trägerin der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Baden-Württemberg.

Andreas Vetter, der in Kenzingen spätestens seit der Aufführung des von ihm geschaffenen Musicals „Geheimnis Schiva“ bekannt ist, hat diese Herausforderung angenommen und das Werk komponiert. Es war sein ausdrücklicher Wunsch, Ideen und Anregungen von Frau Auerbacher mit einzubeziehen. Insbesondere die 1986 von Inge Auerbacher veröffentlichten Kindheitserinnerungen („Ich bin ein Stern“) bildeten eine wesentliche Grundlage für die Komposition. Dieses autobiographische Zeitzeugnis hatte Inge Auerbacher für Kinder ab elf Jahren geschrieben. Die Sinnlosigkeit eines Krieges und ein deutliches Signal gegen Antisemitismus sollten das Hauptthema des Konzertstücks sein und ausdrucksstark vertont werden. Ein Kompositionsthema, dass berührt und aktueller ist denn je.

Im zweiten Teil des Abends, der vom 60 Personen starken großen Orchester der Stadtkapelle gestaltet wird, werden Stücke aufgeführt, die typisch für Baden bzw. Blasorchester in unserer Region sind. Tradition der Marschmusik – Großherzog Friedrich Marsch oder Hoch Badnerland, aber auch heutige sinfonische Blasmusik mit Themen aus Baden wie z.B. Grapes of the sun – das an die Weinlese um den Kaiserstuhl erinnert.

Weitere musikalische Highlights des Abends sind u.a. Auftritte professioneller Solisten: Zum einen Jonas Huck, der in Frankfurt am Main bei Prof. Klaus Schuhwerk Trompete studierte und seit 2018 neben anderen Verpflichtungen Wechseltrompeter bei der Staatsphilharmonie Nürnberg ist. Er spielt das Stück Slavische Fantasie von Carl Höhne (deutscher Komponist der Romantik). Das Werk zeigt und verlangt ein breites Spektrum an technischen Anforderungen für den Solisten. Für das Orchester ist das Zusammenspiel mit dem Solisten herausfordernd.

Zum anderen Chris Condon (Saxophon), der seit 2021 in der Stadtkapelle spielt und in Kenzingen wohnt. Mit der Komposition „Georgia on my mind“ (1930 veröffentlicht, Komponist Hoagy Carmichael, Arrangement Peter Kleine Schaars) präsentiert dieser Solist eine Jazzballade aus seiner Heimat Georgia. Ein Werk (seit 1979 offizieller State Song), das den klassischen Sound seiner Heimat präsentiert. Chris Condon wird bei diesem Stück sein Improvisationstalent in allen Facetten zeigen.

 

Das Konzert der Stadtkapelle Kenzingen unter der Leitung von Dennis Droll verspricht ein außergewöhnliches und in dieser Form noch nicht dagewesenes Hörerlebnis zu werden. Konzertbeginn ist 19:30 Uhr.

Dieses Projekt wird im Rahmen des bundesweiten Programms IMPULS gefördert. Mit dem Förderprogramm IMPULS soll der Amateurmusik in ländlichen Räumen geholfen werden.